Beziehung

Wenn Liebe endet: 6 Anzeichen, dass du dich entliebt hast

Klar, Liebe ist nicht immer eitel Sonnenschein. Aber wie lange ist das emotionale Tief noch normal – und wann sollte man besser die Reißleine ziehen? Drei Beziehungstherapeutinnen geben Tipps, wie man das Liebes-Aus erkennt
Wenn Liebe endet
© HBO Max/Sky

Liebe ich ihn:sie noch? 6 Anzeichen, dass du dich entliebt hast

Die meisten von uns haben wohl eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie es sich anfühlt, sich zu verlieben (und falls nicht, gibt es jede Menge Songs von Taylor Swift, die uns dabei helfen, uns daran zu erinnern). Aber wie sieht es aus eigentlich aus, wenn der Funke erlischt?

Liebe ich ihn:sie noch? So erkennst du, dass eure Liebe zu Ende geht

Realistisch betrachtet, kommt das Ende der Liebe nicht plötzlich. Zumindest ohne größere Vertrauensbrüche oder andere einschneidende Lebensereignisse ist eher unwahrscheinlich, dass eine monatelange oder jahrelange Verliebtheit auf einmal erlischt. Stattdessen kommen die Anzeichen, dass man dabei ist, sich zu entlieben, oft subtil und werden infolgedessen leicht übersehen, erklärt die Beziehungstherapeutin Surabhi Jagdish.

Dazu kommt, dass es gerade in Langzeitbeziehungen völlig normal ist, sich seinem:seiner Partner:in mal mehr und mal weniger nah zu fühlen – was es sehr schwer machen kann, Anzeichen für das Entlieben richtig zu deuten. Wir haben deshalb drei Expert:innen gefragt, bei welchen Anzeichen man genau in sich hineinhören sollte.

6 Anzeichen, dass du nicht mehr verliebt bist

Wichtig: bei den folgenden Punkten handelt es sich lediglich um eine Orientierungshilfe, eure Emotionen zu sortieren und nicht um ein festes Regelwerk – denn jede:r erlebt emotionale Veränderung unterschiedlich intensiv und je nach Love Language sind körperliche Nähe oder Kommunikation mal mehr oder weniger wichtig für eine geglückte Beziehung.

1. Du freust dich nicht mehr darauf, Zeit mit ihm oder ihr zu verbringen

Angenommen, ein wichtiger Jahrestag steht bevor, und man hat so gar keine Lust, diesen zu feiern – oder es fällt einem bereits schwer, sich auf gemeinsame Wochenendpläne einzulassen, dann kann das ein Zeichen dafür sein, dass die Liebe dabei ist, im Sande zu verlaufen, sagt Michelle Herzog, LMFT, AASECT-zertifizierte Sexualtherapeutin und Gründerin des Center for Modern Relationships.

“Wenn Sie nicht mehr in Ihre Beziehung investiert sind, können Aktivitäten, die Sie einst gemeinsam genossen haben, ziemlich beschwerlich, vielleicht sogar langweilig wirken, und Sie fühlen sich zunehmend unbeteiligt – so, als wären Sie lieber woanders”, sagt Herzog. “Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie beim Sonntagsbrunch ständig abschalten oder auf Ihr Handy schauen, anstatt sich wie früher angeregt zu unterhalten. Oder der jährliche Sommerurlaub, den Sie sonst immer genossen haben, kommt Ihnen jetzt wie eine Zeit- oder Geldverschwendung vor.”

Die Quintessenz: Gemeinsame Zeit mit dem:der Partner:in sollte etwas sein, auf das du dich freust – und nicht eine Verpflichtung, die du insgeheim lieber auslassen würdest.

2. Du vermisst ihn oder sie nicht, wenn sie weg sind

“Abwesenheit lässt das Herz höherschlagen” ist zwar eine Binsenweisheit, die auch aus einem 2000er-Teenie-Film stammen könnte (nach dem Motto: Mach dich rar), kann sich aber als nützlich erweisen, wenn man versucht, seine Gefühle für jemanden zu sortieren, sagt Shavon Gaddy, LCSW, AASECT-zertifizierte Sexualtherapeutin in New York City.

“Dass Sie Ihre:n Partner:in vermissen, wenn er:sie nicht in der Nähe ist, ist ein natürlicher Teil des Verliebtseins – ein Zeichen dafür, dass Sie wirklich gerne Zeit mit ihm:ihr verbringen. Wenn Sie also in getrennter Zeit nicht mehr den Drang verspüren, eine schnelle WhatsApp zu schicken, oder wenn Sie nicht mehr sehnsüchtig die Tage zählen, bis Ihr:e Partner:in von einer Reise zurückkehrt, kann dieser Mangel an Sehnsucht ein Zeichen dafür sein, dass sich Ihre Gefühle ihm:ihr gegenüber ändern”, erklärt Gaddy.

Und auch, wenn wir uns nicht mehr darauf freuen, die Dinge, die wir in der getrennten Zeit erlebt haben, miteinander zu teilen, kann das ein Anzeichen für das Entlieben sein: “Wenn man etwas Lustiges sieht oder etwas, das einen an den:die andere:n erinnert, wird einer der ersten Gedanken [wenn man noch verliebt ist] wahrscheinlich sein: ‘Oh, das muss ich meinem Partner sagen’”, so Gaddy weiter.

Gaddy betont allerdings auch, dass es wichtig sei zu unterscheiden zwischen einer echten Unlust, überhaupt Zeit mit der anderen Person zu verbringen, und einer Phase, in der man mal wieder ein paar Abende die Wohnung für sich haben will. Deshalb sei es wichtig, auch auf die anderen Anzeichen auf dieser Liste zu achten – um ein besseres Bild der emotionalen Gesamtlage zu bekommen.

3. Du hasst es, deine:n Partner:in auf dem Laufenden zu halten oder nachzufragen, wie es ihm:ihr geht

Normalerweise neigt man in einer glücklichen Beziehung dazu, die eigenen Erfolge (wie eine Beförderung – oder einfach nur, dass man es geschafft hat, den Geschirrspüler auszuräumen) mit dem:der Beziehungspartner:in zu teilen. Ebenso Verluste oder negative Erfahrungen, etwa wenn man einen wirklich schlechten Arbeitstag hatte oder Streit mit einer Freundin.

Wenn man dagegen feststellt, dass man es immer wieder “vergisst”, diese wichtigen Momente beim gemeinsamen Abendessen zu erwähnen, oder sich nicht mehr die Mühe macht, den:die Partner:in nach seinem:ihrem Tag zu fragen, kann das laut Herzog darauf hindeuten, dass man sich mental aus der Beziehung zurückgezogen hat und sich in einer Art Abwärtsspirale befindet. Denn der gegenseitige Austausch ist auch eine der wichtigsten Arten, die gegenseitige Verbindung nach einem Low wieder zu stärken.

4. Du triffst Entscheidungen zunehmend alleine

Soll ich dieses Jobangebot annehmen oder bleiben, wo ich bin? Soll ich mir das neue Sofa kaufen oder mein Geld lieber sparen? Das sind nur ein paar Beispiele für Entscheidungen, bei denen man für gewöhnlich auch den:die Partner:in um Rat bittet.

“Ganz gleich, ob Sie vor einer wichtigen Lebensentscheidung stehen (z.B. einem Umzug in eine neue Stadt oder einer größeren Anschaffung) oder sich für etwas Triviales entscheiden (z.B. den perfekten Film oder das perfekte Outfit): Wenn Sie Ihre:n Partner:in in Ihre alltäglichen Entscheidungen einbeziehen, bedeutet das, dass Sie seine:ihre Perspektive schätzen und respektieren. Wenn Sie ihn:sie also nicht mehr um Rat fragen, zeigt das, dass seine:ihre Meinung für Sie nicht mehr wichtig ist”, so Jagdish.

5. Du bist nicht kompromissbereit

Jede gesunde Beziehung erfordert ein gewisses Maß an Kompromissen. Vielleicht möchte man nicht aus der eigenen gemütlichen (aber winzigen) Einzimmerwohnung ausziehen, aber für die richtige Person geht man den Schritt dann doch. Oder man verbringt den Abend im Fußballstadion, obwohl man eigentlich lieber ein Buch lesen würde – weil der:die Partner:in am vergangenen Wochenende mit einem ins Theater gegangen ist. So zeigen wir uns auch gegenseitig, dass uns die Interessen des:der anderen wichtig sind, weil er:sie uns wichtig ist.

“Ein Teil der Freude deines:deiner Partner:in ist auch deine Freude”, sagt auch Jagdish – weshalb die mangelnde Bereitschaft, ihm:ihr auf halbem Weg entgegenzukommen, ein weiteres verräterisches Zeichen dafür ist, dass du dich entliebt haben könntest.

6. Du denkst über deine Zukunft nach – und er:sie kommt darin nicht mehr vor

Wenn man sich vorstellt, was in der Zukunft noch vor einem liegen könnte, denkt man vielleicht an ein Reiseziel von der Bucketlist, einen Job-Wechsel, Kinder oder auch einen Umzug. So weit, so normal. “Wenn Sie jedoch feststellen, dass Ihr:e Partner:in nicht mehr zu Ihren Zielen gehört oder Ihnen die Idee einer gemeinsamen Zukunft gleichgültig ist, ist das ein ziemlich deutliches Zeichen für Distanz”, so Herzog.

Du glaubst, du hast dich entliebt? Das kannst du jetzt tun

Gelegentliches Zweifeln an der eigenen Beziehung oder ein Tagtraum über ein potenzielles Single-Dasein hier und da sind laut unseren Expert:innen völlig normal. Aber wenn mehrere der oben genannten Punkte auf dich zutreffen, dann kann es sein, dass du deine Beziehung nicht mehr wirklich genießt.

Das muss natürlich noch lange nicht heißen, dass du dich trennen musst, wenn du das nicht willst. Unsere Expert:innen raten, sich erst einmal eine kleine Auszeit zu nehmen, um die eigenen Gefühle und Gedanken zu sammeln, das kann ein Kurz-Trip mit Freund:innen sein oder ein Familien-Besuch ohne den:die Partner:in, und, wenn man bereit ist, ein offenes Gespräch zu wagen.

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Pärchen sitzt auf dem Boden.

“Sprechen Sie Ihre Bedenken behutsam an”, empfiehlt Herzog. Du kannst etwas sagen wie: “Ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr das Gleiche für uns empfinde, und ich bin neugierig, ob es dir auch so geht”, anstatt unverblümt zu sagen: “Ich glaube, ich liebe dich nicht mehr” (denn das kann eine ziemlich schmerzhafte und unproduktive Kritik sein).

Ehrlich zu sein, was die eigenen Zweifel angeht, sei der erste Schritt, um die Sichtweise des:der anderen zu verstehen und im Idealfall gemeinsam Lösungen zu finden, wie z.B. mehr Zeit miteinander zu verbringen oder eine Paartherapie zu machen. Oft kann jemand vom Fach helfen, die Ursachen für die emotionale Verschiebung zu ergründen, sagt Herzog, und Übungen vorschlagen, die die Leidenschaft zurückholen können. Außerdem sei es immer ratsam, so Gaddy, wieder mehr (oder bewusstere) Zeit miteinander zu verbringen. Wer sich schon schwertut, spontane Gespräche zu führen, sollte sich auf Aktivitäten konzentrieren, die neuen Gesprächsstoff liefern oder ohne großes Reden auskommen – etwa ins Kino gehen, gemeinsame Frage-Spiele spielen oder gemeinsam zum Sport gehen.

Das alles hilft nichts und die das Liebes-Gefühl kehrt nicht zurück? Dann ist es Zeit für eine respektvolle Trennung und für neues Glück an neuen Ufern!

Dieser Artikel wurde mit Textpassagen und Expert:innen-Zitaten unserer “Self”-Kolleg:innen aus den USA angefertigt.